Auf Wandervisite im Norden

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Auch wenn ich nicht mehr in Kiel wohne, fühle ich mich dem Norden noch verbunden. Hier ist meine Wanderliebe ins Laufen gekommen. Der Norden hat aus mir einen aktiven Wanderer und Wanderführer gemacht. Das verdanke ich vor allem der tollen Arbeit und dem Engagement der Interessengemeinschaft Wanderbares Schleswig-Holstein. Die Namensähnlichkeit meiner Seite ist daher alles andere als ein Zufall. Nach wie vor führe ich dort oben im hohen Norden noch Wanderungen, wenn auch nur ca. 3 pro Jahr. So war es also auch am 02.03.2019. Eine Streckenwanderung von Ort zu Ort und unterwegs viele Besonderheiten, die bedacht und bestaunt werden wollen. Mit insgesamt 21 wanderfreudigen Menschen sind wir in Großenaspe gestartet. Auf dem Weg zur ersten Besonderheit fiel uns dieser große und beschilderte Baum auf. Das Jahr 1871 spielt in S-H eine große Rolle und es gibt viele Orte, Bäume und Steine, an denen daran erinnert wird. Ebenso der Spruch "Up ewig ungedeelt"!

Diese Kirche war unser erster Stopp. Wenn man die Bauweise beachtet, kann man schnell sehen, dass diese Katharinenkirche keine gewöhnliche Form hat.  Das Kirchenschiff ist ein Achteck, ein sogenanntes Oktogon. Diese eher ungewöhnliche Kirchenform ist ein "Neubau" aus dem Jahre 1772. Den Namen hat sie nicht, wie üblich bei Katharinenkirchen, von der Heiligen Katharina erhalten, sondern von Katharina der Großen. Diese hat damals Kollekten gesammelt und das Geld für den Bau der Kirche bereitgestellt. Zum Dank wurde diese Kirche nach ihr benannt. In der Kirche befindet sich daher auch ein Gemälde von ihr (siehe Bildergalerie). Ein Anblick, der eher in einem Museum erwartet wird. In den 3 familiären Generationen vor Katharina der Großen waren allein 6 Eltern-, Großeltern- und Urgoßelternteile aus dem Hause Holstein-Gottorf. Kein Wunder also, woher die Verbundenheit kommt. Die Vorgängerkirche soll sie mal aufgrund der schäbigen Baussubstanz und Einrichtung als Kuhstall bezeichnet haben,.

Als wir den kleinen Ort hinter uns gelassen und uns zwischen den Feldern bewegt haben, fielen mir 2 Sachverhalte ganz deutlich auf. Zum einen haben wir ganz langsam Höhenmeter dazu gewonnen, was in S-H nicht überall möglich ist und zum anderen konnte ich mal wieder die Knick- und Redderlandschaften bestaunen. Das ist etwas, was in Brandenburg nicht üblich ist. Die Knicks sind durch Menschenhand entstanden. Dazu wurden kleine Äste abgeknickt und in den Boden gesteckt, daher der Name. Sie wurden genutzt, um Feldgrenzen erkennbar zu machen. Heute stehen sie unter Naturschutz, da viele Tiere hier Nahrung, Schutz und Heimat finden, wie eine Art Mini-Biotop. Noch dazu zählen die Knicks als Kulturlandschaft. Gleiches gilt für Redder (Doppelknick), wie hier auf dem Foto zu sehen. Im Sommer, bei brütender Hitze sind Redder eine herrliche Schattenoase und eignen sich zum Abkühlen und Pausieren.

Weiter geht es zum zweiten Ziel. Wie auf dem Bild zu sehen, steuern wir einen Turm an, um uns einen Überblick über unseren Weg und die dazugehörige Landschaft zu verschaffen. Auf der ganzen Ecke gibt viele kleine Erlebnispfade zum Thema Obstbäume, Wald und andere schöne und naturnahe Erfahrungen. Direkt am Turm gibt es ein kleines Rondell mit Dach und Tische mit Pausenbänken, die zum Verweilen und Picknicken einladen. Als wir dort waren und den Turm bestiegen, war das Wetter allerdings nicht allzu einladend. Ein kalter Wind blies uns um die Ohren und der Himmel, wie unschwer zu erkennen, war grau und wolkig. An dieser Stelle möchte einmal darauf hinweisen, dass Wetter nie ein Problem oder Hindernis beim Wandern sein sollte. Es lohnt sich fast immer hinauszugehen und dem Wetter zu trotzen. Wir hatten nur ja mit einem Windchen und dem grauem Himmel zu tun, was also kein Wanderhindernis ist. Bei gutem Wetter kann das ja jeder.

Das ist die Blickrichtung, in der wir uns dann weiterbewegen wollen. Umliegende Dörfer und Städte sind gut zu erkennen. Die Wolken schränken die Sichtweite natürlich ein, gelohnt hat sich der Aufstieg aber alle mal. Auf dem Bild im Hintergrund sieht man leichte Erhebungen, was für Schleswig-Holstein schon eine Menge ist, denn die höchste Erhebung in S-H ist der Bungsberg mit 168 Metern. Der liegt aber in Ostholstein und damit nicht auf unserem heutigen Weg. Was sich auch gut erkennen lässt ist, dass unser Weg ab hier durch den Wald führen wird. An dieser Stelle steht seit über 60 Jahren ein Turm, wenn auch nicht über die Jahre Ein und derselbe. Wir genießen noch ein wenig den Panoramablick in einer Höhe von 16,4 Metern über dem Erdboden und gehen dann weiter in Richtung Wald.

Wieder runter vom Turm und bevor wir den Wald erreichen, geht unser Weg noch durch das Ketelvierth zu dem auch der Aussichtsturm gehört. Eigentlich heißt auch diese Erhebung hier Ketelvierth und liegt 73,2 Meter über dem Meeresspiegel. Ketelvierth setzt sich aus dem plattdeutschem Wort Ketel = Kessel und Vierth = eine Art Flurname für Waldviertel zusammen. Kessel deshalb, da es sich um Kiesgrube, einen Kessel handelt. Das ist, finde ich auch gut auf dem Bild und den weiteren Bildern in der Bildgalerie zu erkennen. Heute kann man diese Kiesgrube nicht nur umrunden, sondern auch hineingehen. Es gibt auch einen Hangrundweg und überall sind Infotafeln zu verschiedenen Naturthemen zu finden. Nachdem wir einen Blick hineingeworfen haben, begannen wir den Abstieg in die Grube, den Kessel. Für Kinder ein richtiges Abenteuergelände. Als wir aus dem Kessel heraus waren, sind wir noch ein Stück am Hangweg entlanggegangen und dann weiter in Richtung Wald.

Der Wald bot uns Schutz vorm kühlen Wind und es war schnell zu spüren, dass hier ein anderes Klima herrscht. Es war bedeutend milder und angenehmer zu laufen. An einer großen Kreuzung im Wald fanden wir eine Bank und viele weitere Möglichkeiten uns zu setzten und in Ruhe unser Mittagbrot zu uns zu nehmen. Es gilt Eile mit Weile, keiner wandert gerne, wenn der Magen wie ein Löwe brüllt. Nach der Stärkung und dem Verschnaufen geht es weiter durch das Halloher Gehege. Die Wälder in S-H haben oft Beinamen wie Gehege oder Holz, was in Brandenburg eher unüblich ist. Unser Weg ist schön breit und wird auch von Reitern genutzt. Unterwegs bemerke ich, dass durch diesen Wald Wander- und Spazierwege führen, welche von Boostedt aus starten. Ein weiteres Mal machen wir Höhenmeter auf unserem Weg. Jetzt haben wir fast eine "Höhe" von 80 Metern erreicht und befinden uns beim Forsthaus Hogenbarg. Von hier an geht es wieder bergab und wir sind kurz vor Boostedt, unserem Zielort.

Angekommen an dieser Kreisverkehrsinsel sind es noch wenige Meter bis zum Bahnhof und dem Ende unserer Wanderung mit circa 15 Kilometern. Dabei haben wir Boostedt einmal komplett durchquert. Das Wetter war uns wohlgesonnen, nicht nur, dass wir trocken geblieben sind, nein, auch die Sonne hat sich ab und an mal blicken lassen. Was für eine schöne Wanderung.

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8,64 Meilen * 1,6 = 13,9 Kilometer