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Wieder ein Wochenende mit gutem Wetter, also raus an die frische Luft! Dieses Mal befinden wir uns hinter Finowfurt neben der A11. Dieser Ort ist einfach über Autobahn und die Bundesstraße 167 zu erreichen. Wir werden uns heute der Finow (ist eben nicht nur ein Stadtteil) widmen. Weitere wichtige Punkte von denen ich heute berichten möchte sind Baumpilze, Kraniche und das NSG Finowtal-Pregnitzfließ. Nun erst einmal zum Weg. An der GoogleMaps Markierung (siehe unten) kann man sein Auto gut stehen lassen und einfach losgehen. Am Anfang hört man noch die Autobahn, aber nicht lange. Nach wenigen Metern ist man direkt im Wald und in einer gefühlt ganz anderen Welt. Zu Beginn ist man noch in typisch brandenburgischen Monokultur-Wäldern unterwegs -> sandiger Boden und jede Menge Fichten. Der Boden ist mit Moos bewachsen und die Sonne scheint durch die Kronen der Bäume. Stehen bleiben, genießen, 3 bis 4 mal tief durchatmen, weiter gehen.
Die großen Hauptwege haben wir schnell hinter uns gelassen und wandeln auf schmalen Pfaden, die nicht immer gut erkennbar sind. Da hilft manchmal nur tapfer weitergehen und schon ist der Weg wieder da. Wenn Wege nicht regelmäßig begangen werden, holt sich der Wald den Weg zurück. Man kann gut sehen, dass der Wald, durch den unser Weg gerade führt, wenig bis kaum bewirtschaftet wird. Das Gelände ist hügelig, durch Binnendünen geprägt und macht die Waldarbeit schwerer und noch dazu befinden wir uns bereits im Naturschutzgebiet (NSG) Finowtal-Pregnitzfließ. Der NSG-Status sorgt mit Sicherheit auch vor den menschlichen Eingriffen und die Natur kann selbst gestalten. Im übrigen sind wir heute zu dritt unterwegs. Außer meiner Frau und mir hat sich wieder unser Freund Fabian dazu gesellt und wir entdecken unsere Heimat aus einem ganz neuen Blickwinkel, denn keiner von uns war im bisherigen Leben schon einmal hier.
Da ist sie, die Finow, ein kleines Flüsschen von circa 14 Kilometern. Früher war sie länger und der Verlauf anders. Heute entspringt sie dem Regesee, westlich von Biesenthal und führt in den Finowkanal. Auch wenn wir im NSG Finowtal-Pregnitzfließ unterwegs sind, werden wir die Pregnitz heute nicht besuchen. Je nach Jahreszeit kann man hier verschiedene Pflanzen und Tiere antreffen, die stark bedroht oder generell selten sind. Dazu gehören in der Tierwelt unter anderem: Wasserfledermaus, Schilfrohrsänger, Eisvogel, Schwarz-storch, Weißstorch, Wachtelkönig, Schwarzspecht, Bekassine, Rohrschwirl, Ringelnatter und Zauneidechse. Im Wasser kann man Bitterling, Steinbeißer, Groppe, Schlammpeitzger und Flussmuschel finden. Die Pflanzenwelt wartet mit Sumpf-Glanzkraut, Langblättriger Sonnentau, Rundblättriger Sonnentau, Leberblümchen, Wasserfeder, Prachtnelke, Heidenelke, Sumpfporst, Fieberklee und Gelbe Teichrose auf. Wer noch einiges mehr über das NSG Finowtal-Pregnitzfließ wissen möchte, hat hier 3 Links.
Auf unserem Weg sind wir mal dicht an der Finow und mal weiter weg. Und dann trifft man ganz unerwartet auf Kunstwerke der Natur. In diesem Falle eine Buche, die noch einen Teil ihres Stammes hat, dafür aber Lebensraum für jede Menge Baumpilze ist. In meinem Kopf geht die Fantasie mit mir durch. Ich denke an Terrassen und Balkone für Insekten, Vögel und kleinere Tiere. Ich bin mir zwar nicht 100% sicher, denke aber, dass es sich hier um den echten Zunderschwamm handelt. Je nach Nahrungsangebot bildet der Echte Zunderschwamm große, breite oder dünne Zuwachsringe aus, welche das Alter des Pilzfruchtkörpers anzeigen. Zuwachsringe sind nicht mit Jahresringen zu verwechseln, da innerhalb eines Jahres mehrere Wachstumsphasen eintreten können. Dünne Ringe an älteren Pilzen bedeuten, dass die Pilze schon viel Holz zersetzt haben und nur noch ein geringer Anteil an Nahrung zur Verfügung steht. Bei der Art der Holzzersetzung handelt es sich um Weißfäule, die das Lignin zersetzt. Das Holz wird heller, ist faserig und weich. Lignin ist laienhaft gesagt, der Stoff, der das Holz hart macht. Das Holzvolumen nimmt durch Quellung zu. So ein Baumpilz kann sich nur bei einer Verletzung der Rinde ansiedeln. Ist der Baumpilz erst einmal da, ist der Baum dem Ende nah. Wie erwähnt, wird das Lignin zersetzt und als Nahrung abgebaut, das Holz wird weich und der Baum bricht oberhalb des Pilzes ab. Weitere Bilder zum Baum findet ihr unten in der Bildergalerie. Schön sind sie trotzdem und werden in der Natur benötigt, um Totholz umzuwandeln. Der Echte Zunderschwamm hatte früher eine große wirtschaftliche Bedeutung. Seit der Steinzeit verwendeten Menschen das zähe Fruchtfleisch des Pilzes, um Feuer zu machen, daher der Name.
Nachdem wir eine Weile entlang der Finow gelaufen sind, haben wir bei einer Brücke das Ufer gewechselt und uns etwas entfernt. Dafür sind wir dann mit dieser Aussicht belohnt worden. Vor uns liegt ein großes mooriges Wiesengebiet mit jeder Menge Flussärmchen. Immer wieder sehen wir verschiedene Vögel auf Raubzug über die Wiesen gleiten. Diese moorige Landschaft ist auch einer der Gründe, dass dieses Gebiet unter Schutz steht. Auf der Landkarte sieht man erst wie groß dieser Bereich wirklich ist. Von oben sind auch die Kraniche zu hören. Dazu später mehr. Der Weg führt uns wieder in den Wald und auf breite Wege. Hier müssen viele forstliche Versuchsflächen sein. Immer wieder sehen wir eingezäunte Waldareale und zur gleichen Zeit angepflanzte Bäume. Auf einmal eine große Kreuzung, Asphaltwege und jede Menge geschlagenes Holz. Bilder dazu wieder unten in der Galerie.
Hier haben wir den erwähnten Asphaltweg. Nach kurzer Zeit war mir auch klar, wo er herkommt und wohin er führt. Wir wandeln auf dem Berlin-Usedom Radweg. Der Radweg führt von Berlin, durch Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern und endet nach 337 Kilometern auf der Sonneninsel und Badewanne Berlins, Usedom. Ich selbst war stellenweise schön öfter auf dem Radweg unterwegs, doch die gesamt Strecke bin ich nie gefahren. Nach einem guten Kilometer kommen wir an unserer Pausenstation an. Pöhlitzbrück heißt das schöne Plätzchen, auf dem überdachte Bänke und Tische zu finden sind. Dazu findet ihr dort einen Mülleimer und Infotafeln zur Umgebung und dem NSG. Ich spreche den Mülleimer an, da meine Frau unterwegs immer Müll sammelt und ihn in den nächsten Eimer trägt. Je nach Länge der Wanderung kommen leider sehr schnell 35 - 70 Liter Müll zusammen. Haltet den Wald und unsere Umwelt sauber!
Frisch gestärkt geht es weiter, wieder an und in den Wald. Teile der nächsten Kilometer sind wir auch viel am Waldrand unterwegs. Zu einer Seite Wald und zur anderen offene Wiesenlandschaft und Naturschutzgebiet. Nach dem Fließgewässer haben wir nun einen See vor uns, den Lehnsee. Der See wird von uns zur Hälfte umrundet und der Weg ist federnd und trocken. Der See wirkt bei dem Sonnenlicht tiefblau und durch den dichten und breiten Schilfgürtel goldig umrandet. Nach dem Lehnsee geht es wieder am Waldrand entlang und dann wieder richtig durch den Wald zum Großen Samithsee. Unterwegs gab es noch ein besonderes Erlebnis-geschenk. Auf zum nächsten Bild!
Diese Wanderung war, wie auf dem Bild zu sehen sehr kranichreich. Sie flogen über uns, vor uns und stolzierten über die Wiesen. Von diesem Exemplar waren wir nur circa 100 Meter entfernt. Es waren sogar zwei Kraniche, die unsere Nähe duldeten (siehe Bildergalerie). Die ganze Zeit haben wir ihre trompetenartigen Rufe gehört. Ich habe auch versucht mit ihnen zu kommunizieren und bin der Meinung, dass sie mir geantwortet haben. Unser Freund Fabian will dies aber nicht wahrhaben. Dieses NSG ist geradezu perfekt für Kraniche. Wiesen, Wasser, Moor und jede Menge Möglichkeiten sich zu verstecken. In Deutschland sind sie hauptsächlich im Nordosten zu sehen. Eines der größten Rastgebiete bei uns ist das Untere Odertal. Wir haben also doppelt Glück. Erstens, dass unsere Nähe toleriert wurde und zweitens, dass wir im Lebensraum dieser anmutigen Vögel leben dürfen. In vielen Mythologien auf dieser Welt spielen diese Vögel eine wichtige und ausnahmslos positive Rolle. Eine kleine Zusammenfassung findet ihr aus Wikipedia. Es war ein besonderer Glücksmoment für uns drei Wandervögel.
So, an diesem Bild haben wir den großen Samithsee hinter uns gelassen und der alten L293 auch einige Meter abgerungen. Einige Höhenmeter tiefer befinden wir uns wieder zwischen Feuchtwiesen, Sumpf und Moor. Wie man auf dem Bild erkennen kann, hat die Sonne bereits einen niedrigen Stand. Langsam ist Eile geboten. So etwas passiert eben, wenn man erst gegen Mittag losläuft. Dieses Stück Weg könnte je nach Niederschlagsmengen auch unbegehbar sein. Dann solltet ihr der L293 etwas länger folgen und dann nach links in den Wald abbiegen. Ein Stück weiter war der Untergrund weich, federnd und definitiv moorig. Achtung, es kann also gefährlich werden. Deshalb lieber einen Umweg in Kauf nehmen, statt einen Schuh oder der Gleichen zu verlieren. Die Passierbarkeit also überprüfen und keine Risiken eingehen.
Dies hier ist leider bereits das letzte Foto der Wanderung, auch wenn noch ein paar Kilometer vor uns lagen. Es zeigt gleichzeitig, den eben erwähnten weichen, federnden und im Untergrund moorigen Weg. Ein Wolf im Schafspelz möchte man bei dieser Schönheit meinen. Wir haben nach dem Bild mehr auf Tempo gesetzt, um bei Tageslicht noch am Auto anzukommen. Dies hatten wir auch um 17.30 Uhr geschafft. 15 Minuten länger und es wäre schon relativ dunkel gewesen. Gerade im Wald ohne Lichter wäre es kein besonderes Gehvergnügen gewesen. Die letzten Kilometer lohnen sich natürlich trotzdem. Es gibt noch einmal eine satte Portion Wald mit viel Fichte und Birke. Am Flugplatz führt der Weg natürlich auch noch vorbei. Inzwischen wird auf dem Gelände jede Menge Sonne angebaut, beziehungsweise Strom über die Sonne produziert. Viel Spas?beim Nachwandern und Erleben!