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Wir haben Karfreitag in 2019. Es gibt zwar ein Tanzverbot, jedoch kein Wanderverbot. Grund genug die freien Tage zu nutzen. Das Wetter gibt sich alle Mühe uns zu gefallen. Sonne, 20° Celsius, das Grün explodiert aus allen Ecken und Frühlingsblüher überall. Dieses Jahr haben uns Brigitte und Joachim von der Interessen-gemeinschaft "Wanderbares Schleswig-Holstein" besucht und wir haben uns Mühe gegeben, ihnen einige schöne Flecken von unserem schönen Brandenburg zu zeigen. Die Naturparkroute Märkische Schweiz habe ich schon lange auf meinem Plan gehabt und nun hatte ich das passende Publikum um den Weg zu wandern. Meine Frau war auch mit uns unterwegs. Gestartet sind wir an einem großen und kostenfreien Parkplatz zwischen Waldsieversdorf und Buckow. Ein paar Meter hoch und schon ging es wieder bergab. Das Motto für den Tag ist klar. Auf dem Bild ist ja gut zu sehen, dass es sich hierbei um eine bewegte Landschaft handelt. Und na klar,
Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 2 Das Oderland
"Buckow hat einen guten Klang hierlands, ähnlich wie Freienwalde, und bei bloßer Nennung des Namens steigen freundliche Landschaftsbilder auf: Berg und See, Tannenabhänge und Laubholzschluchten, Quellen, die über Kiesel plätschern, und Birken, die vom Winde halb entwurzelt, ihre langen Zweige bis in den Waldbach niedertauchen."
"Wir nehmen nun unseren Stand und haben vielleicht das schönste Landschaftsbild vor uns, das die »Märkische Schweiz« oder doch der »Kanton Buckow« aufzuweisen vermag. Links und rechts in gleicher Höhe mit uns die Raps- und Saatfelder des Plateaus, unmittelbar unter uns der blaue, leicht gekräuselte Schermützelsee, drüben am anderen Ufer, in den Schluchten verschwindend und wieder zum Vorschein kommend, die Stadt und endlich hinter derselben eine bis hoch hinauf mit jungen frischgrünen Kiefern und dunklen Schwarztannen besetzte Berglehne. Die Nachmittagssonne fällt auf die Stadt, die mit ihren roten Dächern und weißen Giebeln wie ein Bild auf dem dunklen Hintergrunde der Tannen steht, das Auge aber, wohin es auch durch die Mannigfaltigkeit des Bildes gelockt werden möge, kehrt immer wieder auf den rätselvollen See zurück, der in genau zu verfolgenden Linien unter uns liegt."
Schuld hat wie immer eine (oder mehrere) Eiszeit(en). Wir sind relativ schnell an beziehungsweise über den Schermützelsee gekommen. Wir sind an einem Panorama angekommen. So konnten wir den schönen Ausblick genießen und schon mal auskundschaften, wo uns der Weg wohl noch hinführen wird. Auf unserem Weg sehen wir mal Schilder mit kleinen Gedichten und mal Baumbeschreibungen. Der Höhenweg führt mal dichter und mal weiter weg vom Hang. Dabei haben wir immer wieder kleine Höhenunterschiede zu nehmen und gehen über nicht mehr so ganz neue Holzbrücken. Da kann einem schon mal mulmig in der Magengrube werden. Von hier oben können wir auch den Weg direkt unten neben dem See sehen. Was für ein Glück hier oben zu sein. Auf diese Aussicht würde ich nur äußerst ungern verzichten. Nach einiger Zeit führt uns der Weg bergab und wir gehen am Ufer des Sees weiter. Es gibt zwar noch ein Stück Panoramaweg, aber nur ein kurzes, welches hauptsächlich aus Auf-
und Abstieg besteht. Auch die Wegmarkierung sagt, bleibt ruhig unten. Der ganze Weg ist im Übrigen bestens ausgeschildert und ihr benötigt weder Karte noch ein GPS fähiges Gerät. Auch Fontane war hier unterwegs und hat zu manchen Dingen Stellung bezogen. Unter anderem zu dem Namen "Schweiz" als Landschaftsbezeichnung. Er soll gesagt haben, "Die Schweizen werden jetzt immer kleiner". In Deutschland haben wir insgesamt 22 "Schweizen" so verrät uns eine Infotafel am Uferweg. Auf der selben Tafel steht in großer Schrift "Wo die Schluchten Kehlen heißen". Eine Anspielung auf die lokale Namensgebung der Schluchten wie etwa Schwarze Kehle, Fischerkehle oder Drachenkehle. Die einzige Ausnahme bildet die Wolfsschlucht. Nach dem erneuten Gewinn einiger Höhenmeter haben wir eine erste Pause gemacht und das Wetter genossen. Am nördlichen Zipfel des Sees vorbei überqueren wir eine alte, nicht mehr aktuelle Grenze (siehe Galerie). Kurz halten wir uns in der
Ortschaft Buckow auf, studieren einige Infotafeln und gehen weiter in den Wald hinein. Hier zwischen den immer grüner werdenden Bäumen treffen wir auf den Giebelpfuhl. Pfuhle heißen anderen Orts auch Soll (Mehrzahl Sölle). Dazu gibt es ebenfalls eine interessante Infotafel. Sölle oder Pfuhle haben mit der Eiszeit zu tun. Bei der Entstheung solcher Sumpf- oder Wasserlöcher kommt es, wenn ein Toteisblock (vom Gletscher getrennter Eisblock) von einem Gletscher oder Geschiebe überdeckt/ begraben wird. Im Laufe der Zeit bildet sich dann an dieser Stelle ein Soll/ Pfuhl, wie hier auf dem Bild zu sehen ist. Auf diese Weise können auch Moore und Seen entstehen. Dazu benötigt es aber größere Toteisblöcke. Andere Seen entstehen in so einer eiszeitlich geprägten Landschaft auch durch Schmelzwasser und/ oder andere Kombinationen. Auf der Karte sind einige Sölle zu sehen und auf unserem Weg sind wir auch noch einigen begegnet. Nach dem wir dieses Waldstück hinter uns
gelassen haben, sind wir hier an dieser schönen Kneippanlage angekommen. Ein fließendes Gewässer ist ja immer kühler als ein stehendes. Wir waren heute noch nicht lange genug unterwegs, um uns auf diese Erfrischung einzulassen. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass Wasserteten an besonders warmen Tagen guttut und eine Pause schadet auch nie. Unsere Aufmerksamkeit hat sich dann schnell auf die ganzen Wanderwegweiser fokussiert. Besonders die Kalorienpromenade hat unser Interesse geweckt. Eine charmante Art die Menschen in Bewegung zu bringen. In der Galerie findet ihr einige Bilder, die ich unterwegs gesehen habe. Eins war aber zu diesem Zeitpunkt schon klar, nach dieser Wanderung dürfen wir alle ordentlich schlemmen. Ich habe mich besonders über das Bierschild gefreut. Nach so einer Etappe trinke ich gerne am Abend ein kühles Bier und diesmal weiß ich wirklich, dass ich es mir erwandert habe. Der Fluss auf dem Bild begleitet uns nun eine ganze
Weile. Er heißt Stöbber und wir gehen jetzt ins Stöbbertal. Für mich war das die schönste Etappe neben dem Panoramaweg über dem Scher-mützelsee. An dieser Stelle auf dem Bild haben wir ein weiteres Päuschen gemacht und die Landschaft genossen. In der Stöbber waren Dank des klaren Wassers überall kleine Fische zu sehen. Bei mir stellte sich eine Art Beobachtungshypnose ein. Dazu das Sonnenspiel im Fluss. Einfach herrlich! Hinten auf dem Bild sind Baumstämme über der Stöbber zu erkennen. Ein kurzer Balanceakt und ich hatte einen fabelhaften Pausenplatz für mich allein und einen tollen Blick. Nach der Pause ging es weiter durch das Stöbbertal. Der Weg führte uns immer in der Nähe des Wassers. Nach einiger Zeit erreichten wir den Großen Tornowsee und in unserem Magen tat sich langsam ein großes Loch auf, in dem ein Löwe zu wohnen schien. Wir brauchten also einen Pausenplatz. Auch wenn unterwegs jede Menge Sitzmöglichkeiten waren, gerade fehlte eine. Kurz vor der
Pritzhagener Mühle fanden wir dann einen Platz der auch noch perfekt war. Genug Sitzfläche sowohl in der Sonne als auch im Schatten. Eine große Wanderkarte zum Studieren unseres bisherigen Weges war ebenfalls vorhanden und direkt vor uns lief das Wasser entlang. Wie gut zu erkennen, konnten wir bei unserem Mittagessen Biberbauwerke betrachten. Der kleine Landschaftsgestalter treibt wie eigentlich überall in Brandenburg auch hier seine Machenschaften. Durch die Nähe des Ausflugslokales Pritzhagener Mühle war die Menschendichte sehr hoch und es wurde immer wieder freundlich gegrüßt. Anderen WanderInnen konnte ich noch Wegtipps geben und dann ging es weiter. Eine Einkehr bei Drei Eichen war dann auch noch drin. Dank der Kalorienpromenade wussten wir ja, dass wir uns etwas verdient haben. Also her mit Kaffee, Kuchen und kaltem Bier. Nach der erneuten Stärkung wurden im weiteren Wegverlauf von einer
Pferdekutsche überholt. Da fragt man sich schon manchmal warum man dass alles zu Fuß geht. Auf der Kutsche mit kaltem Bier sind sie an uns vorbei und haben den trockenen Sand aufgewirbelt. Naja, was soll es, ohne Müßiggang haben wir ein Laster weniger und Bewegung an frischer Luft ist doch etwas sehr Schönes. Kurz vor Waldsieversdorf kommen wir an verschiedenen Seen vorbei und machen im Schatten ein kleines Trinkpäuschen. Auf dem Bild stehen wir zwischen Bullenwiese und dem Großen Däbersee. Der Blick ist fantastisch, der Himmel blau und das Wetter ist fabelhaft. Wir sind auf den letzten Kilometern und genießen es Zeit zu haben. Am Ufer entlang sehe ich auf meine Karte und ahne, dass es gleich einige Stufen zu erklimmen gilt. Siehe da, schon entdecke ich die Wandermarkierung und das schön gestaltete Schild der Himmelsleiter. In Deutschland soll es derzeit 88 Straßen/ Wege/ Treppen mit dem Titel geben. Eine charmante Bezeichnung für eine
anstrengende Treppe. Uff! Ohne Fleiß kein Preis. Oben in Waldsiversdorf angekommen, sehen wir gleich das Wahrzeichen des Ortes. Der alte Wasserturm wurde 1998 restauriert und ist heute als Aussichtsturm freigegeben. Da sagen wir natürlich nicht nein. Die 11 Meter nach oben schaffen wir auch noch. In der Eingangshalle befindet sich eine Bücherbörse. Gegen eine Spende für den Turm können dort Bücher mitgenommen werden. Meine Frau und ich waren also gleich mal 3 Bücher reicher. Auf dem Weg nach oben kommt man dem alten Wasserkessel vorbei, der für 70.000 Liter reichte. Oben hat man einen schönen Ausblick auf die Märkische Schweiz und man kann gut erkennen, dass es sich um eine sehr bewegte Landschaft handelt. Wieder bergab durch den Ort, an einem schönen alten Feuerwehrgebäude und dem Friedhof vorbei, führt uns unser Weg langsam aber zielsicher zu unserem Parkplatz. Im Anschluss waren wir noch auf ein Eis und einen Kneippgang in Buckow. Ein wirklich hübsches Örtchen.