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Dieser Weg hat es mir angetan! Ich gehe ihn nun schon das 4. oder 5. Mal. Als Verstärkung habe ich heute, an Ostersonntag, meine Frau, Brigitte und Joachim dabei (Wanderfreunde aus dem Norden). Das letzte Mal bin ich den Weg mit einer anderen tollen Truppe gegangen. Ich hatte die Wanderjenossen auf diese für Brandenburg untypische Höhenmeterwanderung mitgenommen. Die Wander-jenossen haben dazu bereits im letzten Jahr einen Beitrag geschrieben, den ihr hier nachlesen könnt. Nun folgen meine Gedanken und Eindrücke zum Turmwanderweg, der auch Teil des Fontaneweges und des Oderlandweges ist. Wir begehen die Strecke also dreifach. Gleichzeitig möchte ich diesen Weg mit dem Fontanejahr und den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ verbinden. Gestartet wird in Falkenberg, natürlich am Fontaneplatz. Neben dieser Holztafel gibt es auch noch einen Gedenkstein. Wir bringen uns in Bewegung, beschauen die Häuser und sind schnell
Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 2 "Das Oderland"
Etwa wie sich Heringsdorf zu Swinemünde verhält, so verhält sich Falkenberg zu Freienwalde. Ein Dorf, das, durch seine schöne Lage, vielleicht auch durch den schlichten Zauber des Ländlichen bevorzugt, dem eigentlichen Badeorte gefährlich zu werden droht. So dort wie hier. Und wie sich zwischen Heringsdorf und Swinemünde ein tannenbekränzter Dünenrücken zieht, der von seinen höchsten Punkten einen prächtigen Blick in die grünliche See hinaus gestattet, so ziehen sich zwischen Freienwalde und Falkenberg die steilen, tannen- und laubholzbesetzten Abhänge des Barnim-Plateaus, dessen Kuppen meilenweit in das grüne Bruchland herniedersehen.
am Ortsrand und es geht gleich erst einmal die erste Steigung hinauf. Auf unserem Weg haben wir heute einige brandenburgische Superlative. Der Flyer zum Turmdiplom verrät uns einiges. Um die 500 Höhenmeter und 425 Turmstufen warten auf euch. Dazu kommen aber noch circa 400 weitere Stufen, die über den Weg zwischen Turm 2 und 4 verteilt sind. Diese Zahlen sollen euch nicht abschrecken, sie sollen nur den gehörigen Respekt bei euch wecken, der für die Tour angemessen ist. Etwas Gehübung und geschlossenes Schuhwerk sind aber definitiv nicht verkehrt. Wir nehmen erst einmal ordentlich Höhenmeter, was ja gut auf dem Bild zu erkennen ist. Zwischendurch gibt es immer wieder waagerechte Passagen. Nach einer Weile kommt ihr auf eine Art Kammweg und ihr könnt die Augen gut wandern lassen. Weitere Hügel und das Oderbruch sind zu erspähen. Ihr wandert quasi über den Dingen und könnte den Alltag hinter euch lassen. In mir steigt dort immer ein
Mittelgebirgsgefühl auf und das in Brandenburg. Nach einigen Auf und Ab erreichen wir über einen Abzweig, zu dem wir später wieder zurückkehren werden zum ersten Turm, dem Bismarckturm. Dieser wurde anlässlich des 80. Geburtstages von Otto von Bismarck errichtet. Seit 1895 steht er dort und ragt 28 Meter über dem Boden hinaus. Am Ende des 2. Weltkrieges stark beschädigt und dann in der DDR in "Turm der Jugend" umbenannt, hat er eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Gebaut wurde der Turm auf der Anlage der Burg Malchow. Auch heute sind noch Mauerreste der Burg vorhanden. Circa 100 Stufen später kann man eine großartige Aussicht genießen. Der Blick reicht tief ins Land und bei gutem Wetter über Grenzen. Zu sehen ist nicht nur das Oderbruch, sondern auch das alte und das neue Schiffshebewerk. Orte wie Niederfinow und Liepe lassen sich einfach verorten, genauso wie die Neuenhagener Oderinsel als Erhebung im Oderbruch. Auf der anderen Seite bewaldete Berge, die gerade im Herbst wunderschön von oben anzusehen sind. Das Studium des Umlandes lässt einen eindeutig erkennen, dass wir uns auf einer Endmoräne befinden und das Schmelzwasser und der über die Jahrtausende wechselhafte Verlauf der Oder diese Landschaft geprägt haben. Ich hoffe, dass das Panoramabild hilft meine Eindrücke zu verdeutlichen. Es ist aber am besten, wenn ihr selbst hinaufsteigt und euch verzaubern lasst. Eine passende Überleitung zu diesem märchenhaften Platz. Egal mit wem ich hier schon oben war, alle hatten eine Rapunzelassoziation mit diesem Turm. Wem will man das auch verdenken bei diesem Anblick. Nun weiter, zurück auf den Hauptweg. Von nun an befinden wir uns im Märkischen Bergwanderpark. Wobei ich denke, dass
dieser eigentlich bis nach Falkenberg reicht. Ein ganzes Stückchen weiter, auf dem es keine nennenswerten Auf- oder Abstiege gab, kommen wir auf dem Watzmann an. Nein, wir haben uns nicht bis in die Alpen verwandert. Es handelt sich um den Märkischen Watzmann, der mit einer sagenhaften Höhe von 1062 Dezimetern aufwarten kann. An einer Seite des Gipfelkreuzes gibt es ein kleines neckisches Schild, welches ihr in der Bildergalerie entdecken könnt. Weiter geht es meist am Hang entlang und wir bewegen uns serpentinenartig durch den Bergwanderpark. Mal geht es auf und mal geht es ab, der Weg hält uns auf Trab. Sonne, Schatten und Baumarten sind im ständigen Wechsel und unser Verstand hat sich aus Brandenburg entfernt. Hier in diesem Bergwanderpark, das kann unmöglich Brandenburg sein. Und doch es ist so. Wir leben hier in einem so schönen und abwechslungsreichen Bundesland. So langsam ist es Mittagszeit und Hunger und Durst plagen uns. Ein
paar Meter noch, dann geht es runter an den Teufelssee. Hier wartete ein schöner und sonniger Pausenplatz auf uns. Trinken, essen, gut gehen lassen. Ein wirklich schöner Ort, der so einen düsteren Namen nicht verdient hat. Früher hieß der See auch „Schwarzer See“. Warum und woher die Namensänderung kam, ist unbekannt. Es wird auch nichts mit dem Biber zu tun haben, der sich sehr wohl zu fühlen scheint. Überall am Seeufer sind angenagte und abgefressene Bäume und Äste zu finden. Biberburgen sind auch zu finden, nur den scheuen Biber trifft man nie an. Neben uns tummeln sich hier SpaziergängerInnen, Familien und auch andere WanderInnen. Ein wirklich beliebtes Fleckchen, besonders zu Ostern. Der Weg führt uns in Richtung B167 zum Ortseingang. Kurz vorher geht es aber wieder in den Wald hinein und auf den Berg hinauf. Der Zivilisation knapp entwischt, keuchen wir die Höhenmeter hoch. Noch etwas Wald und dann kommen wir oberhalb des „Haus der
Naturschutzpflege“ aus dem Unterholz und können uns Turm Nummer zwei, den "Eulenturm" zu Gemüte führen. Dazu müssen wir erst einmal über das liebevoll gestaltete Gelände dieser Naturbildungsstätte, welche auf Erna und Kurt Kretschmann zurückgeht. Kurt ist auch der Erfinder der Naturschutzeule und deshalb heißt auch unser zweiter Turm Eulenturm. Für meine Frau ist die Begegnung mit dem Gelände eine Besonderheit. Vor über 10 Jahren hat sie hier ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert. Wir haben also unsere Privatführerin auf dem Gelände. Der Eulenturm ist der kleinste der 4 und verfügt auch nicht über eine so grandiose Aussicht wie anderen, dafür ist man direkt in den Baumkronen und kann sich die oberen Stockwerke eines Baumes und dessen Blattwerk mal genauer unter die Lupe nehmen. Auf dem Gelände haben wir dann noch an verschiedenen Stellen versteckte Ostereier gefunden (siehe Bildergalerie). Nach Kaffee, Kuchen und einem Bier
Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 2 "Das Oderland"
Freienwalde ist eine Bergstadt, aber nicht minder ist es ein Badeort, eine Fremdenstadt. Wir haben erst eine einzige Straße passiert und schon haben wir fünf Hôtels und eine Hofapotheke gezählt; noch sind wir nicht ausgestiegen, und schon rasseln andere Postwagen von rechts und links heran; das Blasen der Postillone nimmt kein Ende; Herren in grünen Reiseröcken und Tiroler Spitzhüten wiegen sich auf ihren Stöcken und umstehen das Posthaus, bloß in der vagen Hoffnung, ein bekanntes oder gar ein hübsches Gesicht zu sehen; Hausknechte erheben ihre Stimme zu Ehren der »Drei Kronen« oder der »Stadt Berlin«, und die ersten Anfänge des Ciceronetums, rätselhafte Gestalten in Hausröcken und Strohmützen, stellen sich schüchtern dem Neuankommenden vor und erbieten sich, ihm die Schönheiten der Stadt zu zeigen. Nur der fliegende Buchhändler fehlt noch, der die »Schönheiten Freienwaldes«, besungen und lithographiert, mit beredter Zunge anzupreisen verstände.
sind wir dann weiter an der Hauptstraße entlang, hinab ins Tal und siehe da, der 3. Turm. Der Schanzenturm (rechte Skisprungschanze) verlangt uns viele Höhenmeter und Stufen ab. Bis zum Fuße des Turms habe ich bereits über 200 Stufen gezählt, die nicht in den Turmstufen enthalten sind und dann geht es erst den Turm hoch. Puh, dass war anstrengend und doch lohnenswert. Die „Höhenluft“, der frische Wind und die fabelhafte Aussicht lassen alle Strapazen verblassen. Hier oben, auf dieser Sommerschanze merkt man erstmal, wie viel Mut Skispringer wirklich aufbringen müssen und warum die Windrichtung und -stärke so entscheidend ist bei dieser Sportart. Vor dem Abstieg haben wir nach Landmarken, wie dem Bismarckturm, dem Schiffshebewerk und unserem letzten Turm, den Freienwalder Aussichtsturm Ausschau gehalten. Dann haben wir noch kurz eine Sitzpause eingelegt und sind dann wieder die vielen, vielen Stufen hinabgestiegen. Auf einem schmalen Pfad gelangten
Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 2 "Das Oderland"
Freienwalde, wie wir sahen, ist eine Bergstadt; kleine Bergstädte aber sind selten die Stätten einer glänzenden Architektur. Die Häuser, überall ein »bestes Plätzchen« suchend, schaffen mehr Gassen und Winkel als eigentliche Straßen, und das Beste, was wir von Freienwalde zu sagen wissen, ist, daß es von dem bedenklich-pittoresken Vorrechte derartiger Bergstädte keinen allzu starken Gebrauch macht. Die Budengasse, der Seidene Beutel, der Köter- oder Rosmarinweg sind freilich Lokalitäten, die dem Klange ihres Namens so ziemlich gleichkommen, aber der Marktplatz mit seiner kahlen Geräumigkeit macht vieles wieder gut. Mehr als gut. Weite hier und Enge dort hätten sich gegenseitig aushelfen können. Die Schönheit der eigentlichen Stadt ist mäßig, ihr Reiz liegt draußen auf den Bergen. Diesen Bergen verdankt es alles, was es ist: von dort aus kommen seine Quellen, und von dort aus gehen die Fernsichten ins Land hinein. Wer nicht kommt, um hier die Eisenquelle zu trinken, der kommt doch, um einen Blick in die »Märkische Schweiz« zu tun. Und diesen Freienwalder Bergen, den Hütern, Wächtern und zum Teil Ernährern der Stadt, schreiten wir jetzt zu. [...] Freienwalde ist ein Badeort, eine Fremdenstadt, und trägt es auf Schritt und Tritt zur Schau; was ihm aber ein ganz eigentümliches Gepräge gibt, das ist das, daß alle Bade- und Brunnengäste, alle Fremden, die sich hier zusammenfinden, eigentlich keine Fremden, sondern märkische Nachbarn, Fremde aus nächster Nähe, sind. Dadurch ist der Charakter des Bades vorgeschrieben. Es ist ein märkisches Bad und zeigt als solches in allem jene Leichtbegnüglichkeit, die noch immer einen Grundzug unseres märkischen Wesens bildet. Und zwar mehr noch, einzelne Residenzausnahmen zugegeben, als wir selber wissen.
wir wieder in einen Wald und hinab ins Brunnental. Durch das Brunnental kommt man auch auf den bereits von mir beschriebenen Wegen „Fontane und der Waldsee“ und „Auszeit! Atem schöpfen!“. Auf dem Bild ist rechts eine Treppe zu sehen, auf der wir ins Tal hinab gestiegen sind und ungefähr an der Stelle, an der einst ein Friedhof für Kurgäste und ein Rosengarten war. Ist jemand in der Kurklinik verstorben, hieß es damals „er/sie ist in die Rosen gegangen“. Unser Weg führt uns weiter zur Kurklinik und wir nutzen die Kurfürstenquelle, um unsere Wasservorräte noch einmal auszufüllen und genießen den Kneippgang, der durch die Quelle mit frischem kaltem Quellwasser gespeist wird. Jetzt erwartet uns der Aufstieg (225 Stufen, zuzüglich zu den Turmstufen) zur Kapelle. Oben angekommen, genießen wir wieder einmal die Aussicht. Diesmal mit Aussicht auf das Kurklinikgelände. Schmale Wege geleiten uns durch den Wald. Eine Straße wird überquert und wir laufen lange auf einer
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»Der Freienwalder Gesundbrunnen liegt eine kleine Viertelmeile von der Stadt gen Süden hin, in einem von ziemlich hohen Bergen eingeschlossenen, anmutigen Tal; die Berge sind mit Eichen, Buchen, Fichten, auch niedrigem Baum- und Strauchwerk bewachsen und haben viele gute Kräuter.« So schrieb Thomas Philipp von der Hagen, dem wir die erste Beschreibung Freienwaldes verdanken, vor etwa hundert Jahren, und wir wüßten nicht, was wir an dieser Darstellung zu ändern hätten.
Höhe an den Hügeln entlang. Die Wanderung neigt sich dem Ende und doch haben wir immer wieder kleinere und größere Anstiege auf unserem Weg zum letzten Turm. Als wir ankamen, brauchten wir zunächst eine kleine Pause im kühlen Schatten und haben uns am Wasser der Kurfürstenquelle gelabt. Der letzte Treppenaufstieg gelang uns gut. Das lag vielleicht auch am Wissen, dass es der letzte des Tages ist. Wie auf dem Bild gut zu erkennen ist, gibt es oben eine Galerie und somit eine schöne Rundumsicht. Die drei letzten Bilder der Galerie stammen von dort oben. Wieder suchen wir nach vertrauten Landmarken und versuchen unseren Wanderweg nachzuvollziehen. Stolz nehmen wir den Abstieg auf. Hinter uns liegen nicht nur 4 Türme, wir haben auch 4 Stempel gesammelt und freuen uns auf unser Turmdiplom. Weiter haben wir jede Menge Höhenmeter gemacht, wohl wesentlich mehr als so mancher der brandenburgischen Landschaft zugetraut hätte. Die gefühlten 10.000 Stufen werden uns vielleicht ein bis zwei Tage in der Beinmuskulatur begleiten. Wir sind uns einig, diesen Weg würde jeder von uns wieder gehen, was ich ja bereits gemacht habe und weiter machen werde. Vielleicht erlange ich durch meine Turmdiplome eines Tages die Turmprofessur. Am Fuß des Turmes erwartet uns eine letzte Treppe vom Berg hinab nach Bad Freienwalde. Zum Schluss haben wir uns noch Kaffee und Kuchen in Regionalladen Oderbruchware gegönnt. Also hört auf zu lesen und geht los, denn Wandern macht bewandert!